Jubiläen 2016 – So war der Dammer Carneval vor...


>> 125 Jahren (1891)

>> 110 Jahren (1906)

>> 80 Jahren (1936)

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Dammer Fastnacht vor 125 Jahren
Andeutungen und Ahnungen eines Umbruchs 1891

Das war wieder einmal eine spannende Zeit für den Dammer Carneval, denn am Narren-Horizont zeichneten sich Unwägbarkeiten ab, die weiteren Wandel nach sich zogen. Wir haben leider aus dieser Zeit keine Protokolle, wohl aber verweisende schriftliche Belege. Auf jeden Fall traf sich um 1890 der „Schwarze Club“ im renommierten „Blechhotel“ bei „Blech-Wilhelm“. Das war der Hotelier und Gastwirt Wilhelm Robert. Die dort regelmäßig versammelte und durchaus honorige Herrenrunde sann auf Abschaffung des Carnevals, wie er sich 1891 erst seit 22 Jahren in dieser stark rheinisch geprägten Form in Damme etabliert hatte.

Gleichzeitig stieg der Druck des Münsterschen Bischofs Hermann Dingelstad auf den Dammer Pfarrer Anton Mertz, endlich das Vierzigstündige Gebet auch in Damme auf die Fastnachtstage zu legen und damit dem Carneval den Garaus zu machen. Das hatte der hiesige Geistliche lange Zeit verhindern oder hinauszögern können. Schließlich war er selbst begeisterter Carnevalist, brauchte jedoch für den geplanten Kirchenbau die uneingeschränkte Unterstützung der Dammer Bevölkerung als Geldgeber.

Tatsächlich gelang es Pastor Mertz noch ein letztes Mal, die bischöfliche Anordnung zu ignorieren. Im Folgejahr 1892 jedoch musste er – und mit ihm die Dammer Narrenschar – am herkömmlichen Termin kapitulieren. Was bekanntlich dazu führte, dass die Dammer ihre Feierlichkeiten und den Rosenmontag um eine ganze Woche nach vorn schoben.

Wie aus der „Fastnachtszeitung“ von 1891 hervorgeht, finden sich diese Ahnungen des Wandels im Prinzenaufruf wieder. Darin verwahrt sich Se. Tollität „von Ulkmeier“ dagegen, „...daß revolutionäre Parteien in Unserm Lieblings-Orte .... mit großer Kühnheit und gewaltigem Androhen sich dahin vermessen, .... Unsern Thron zu untergraben“. Ansonsten spiegeln die örtlichen Beiträge und „Annoncen“ die recht jungen Bohlenweg-Ausgrabungen im Dievenmoor durch den Bürgerschulrektor Dr. Franz Böcker sowie manche Anekdote aus Haverbeck wider, verbunden mit verschiedenen Vorschlägen für die Streckenführung der entstehenden Eisenbahnlinie.

Wer Prinz, Aktiver oder gar Redaktionsmitglied der „Fastnachtszeitung“ war, muss im Dunkeln der Geschichte bleiben. Auf jeden Fall waren alle vereint in dem Motto, das um diese Zeit alljährlich im Kopf der „Fastnachtszeitung“ stand: „Der Fasching bleibt bestehen bis zum Ende der Welt.“


   

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Dammer Fastnacht vor 110 Jahren:
Kein Prinz, aber lockeres Studentenleben 1906

Die „Fastnachtszeitung“ 1906 enthielt zwar einen Prinzenaufruf, aber er war nicht unterzeichnet, denn es gab keine Tollität in diesem Jahr. Welche Gründe dafür maßgeblich waren, verrät auch das Protokoll des Jahres nicht, denn es hält ganz lapidar fest: „Kein Prinz gewählt.“

Statt der um diese Zeit üblichen wolkig-unbestimmten Unterschrift auf der ersten Seite der „Fastnachtszeitung“ lädt ein gewisser „Heini von Stau, Expedition und Verlag der Fastnachtszeitung“ zum Jahresabonnement des „Organs des großen Narrenrats der Residenzstadt Damme“ ein. Besonders süffisant: Der 38. Jahrgang der Zeitung war mit der falschen Jahreszahl 1905 datiert. Dafür künden aber die verschiedenen „Anzeigen“ von einem munteren Treiben: Heiratsgerüchte hatten nach wie vor Konjunktur, die drei Dammer Kirchenbauten wirken nach, wiewohl St. Viktor erst im Laufe des Jahres 1906 fertig wurde. Undnach wie vor von höchst närrischem Interesse:Die Römer feiern angesichts Dr. Franz Böckers These von der Varus-Schlacht den Carneval in Damme.

Wie seit 1869 üblich, so hatte der Rosenmontagsumzug ein Einheitsthema. Es hieß „Studentenleben“ – oder wie man es sich in seinen kühnsten Träumen so vorstellte. Eines der sehr seltenen Fotos aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in Front der Gastwirtschaft Droste ist uns davon erhalten. Der Zug ist zwar nicht groß, aber offensichtlich sehr fidel.

Man muss sich im Klaren darüber sein, dass auf dem Bild der gesamte Rosenmontags-Umzug abgebildet ist. Das lag zum einen daran, dass um diese Zeit nur Mitglieder der Carnevalsgesellschaft den Umzug gestalteten, banalerweise aber auch am stark schwankenden Elan der Jahre zwischen 1905 bis 1910, als nur 30 bis 40 Mitglieder dem Verein angehörten. Zudem muss man sich vor Augen führen, dass Rosenmontagsumzug seinerzeit mehr ein „Zug durch die Gemeinde“ von Kneipe zu Kneipe bedeutete. Nicht umsonst ist das Foto vor einer Gastwirtschaft des Ortskerns entstanden.

Ansonsten ist belegt, dass Heinrich Schilgen sen. als Präsident der Carnevalsgesellschaft vorstand, während sich die Hofburg nicht weit entfernt von ihm bei Strothmeyer zwischen Kirchplatz und Hubertusplatz befand.



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Fastnacht vor 80 Jahren:
„Kraft durch Freude“ im Rosenmontagszug 1936

Der Dammer Carneval präsentierte sich 1936 als zeittypische Inszenierung. Die Kinder feierten am Sonntag zwar schon eine Art Straßenfest, jedoch ohne eigenen Umzug und noch ohne Kinderprinzen. Der Rosenmontagsumzug mit seinen insgesamt 13 meist mehrteiligen Wagen und Gruppen griff u. a. die aktuellen Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen auf. Die in Damme immer aktiver werdende KdF-Organisation der Nationalsozialisten („Kraft durch Freude“) kam mit einer „Dümmerfahrt“ zum Zuge, während die „Viehverteiler“ seit 1934 ihren eigenen Wagen gestalteten. Die Bezeichnung „Viehverteiler“ erhielten die ehemaligen Viehhändler bereits ab Mai 1933, als die NSDAP den Viehhändlerverband auflöste und „gleichschaltete“. Daher ihr Motto „Die Viehverteiler alle unter einem Hut“.

Natürlich war die Lokalpolitik thematisiert, und zwar mit den Bemühungen Dammes um den Fremdenverkehr. Die Gruppe „Berghotel Luftkurort“ spielte auf die Dammer Berge an, ironisierte die seit 10 Jahren verwendete Bezeichnung „Luftkurort“ und sah die Touristen als komische Vögel. Ohne politischen Hintergrund lief der „Zoowagen“ mit Carnevals-Tieren wie Glücksschwein, Fastnachtskater oder Dackelgesichtern.

Erstmals hatte die Carnevalsgesellschaft 1936 einen Elferrat gebildet. Zudem erfolgte „trotz Bestimmungsrechts des Präsidenten“ die Wahl eines neuen Prinzen. Es war Karl Koch, als „Karl der Große“ inthronisiert. Wahlen waren ja eigentlich in der NS-Diktatur abgeschafft. Man führte nunmehr zum Rosenmontag „Außenreklame in Kostümen“ durch, d.h. besuchte die umliegenden Städte und Gemeinden und lud zum Dammer Carneval.

Gänzliche Neuerung bildete der Prinzenwagen in Form eines römischen Kampfwagens mit zwei vorangestellten Karussell-Pferden, der als Prunkgefährt des Prinzen die bisherige Kutsche ersetzte. Besonders hervor hob Präsident Josef Stromann, dass sowohl die Schulkinder als auch der RAD (Reichsarbeitsdienst) am Dammer Rosenmontag frei bekämen. Pingel-Hermann Wienhold ging 1936 noch allein als Auskündiger umher – eine Rolle, die er auch als „Gemeindediener“ ausfüllte. Den Gänsemarsch verlegte man erstmals auf den späten Dienstagvormittag, um am Nachmittag im Erholungsheim auf dem Tollenberg den Jammerkaffee zu zelebrieren.


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Fastnacht vor 50 Jahren:
1966 gab’s vorweg einige Hindernisse zu beseitigen

Etwas heutzutage ganz Selbstverständliches führte im Vorfeld der 352. Session zu heftigen Turbulenzen. Der Elferrat hatte beschlossen, die Galasitzungen an drei Samstagen durchzuführen. Das führte zu heftigen Protesten vonseiten der Vertreter der katholischen Kirche, die solcherart um den sonntäglichen Gottesdienstbesuch fürchteten. Nach längerem Hin und Her fand man zu einem Kompromiss aus dem gewohnten Mittwochs- und Sonntags-Termin sowie dem neuen Samstag, der sich bis 1971 hinzog. Danach galt jedoch: Galasitzungen nur noch freitags und samstags.

Passend dazu hieß das Sessions-Motto: „Mögen andere Kluges treiben, wir wollen Dammer Narren bleiben.“ Die Galasitzungen prägten in der Bütt bewährte Kräfte Dammer Humors: die Gebrüder Heinz und Rudi Bell, Heinrich Ekelmann, Mans Büld, Willy Enneking, Hans Mähler, Heini Butke, Bernhard Meyerrose, Benno Leiber sowie Paul Everding. Sie verliefen traditionell im regelmäßigen Wechsel zwischen Gesang und Büttenbeitrag. Erstmals leitete die Sitzungen Fritz Enneking – ein Hinweis auf eine Veränderung im Präsidentenamt, die offiziell erst 1970 erfolgte.


Selbstverständlich gab es zwei Prinzen, die von ihren Untertanen stürmisch begrüßt wurden. In die Pröbstingschen Festhalle zog zur Galasitzung Hubert II. Böckermann aus Kemphausen ein, begleitet von seinen Kürvätern Heinz Bell und Fritz Enneking. Zu Adjutanten bestimmte er sich Heinrich Strieker und Heinz Bosche, zum Hofnarren Franz gr. Klönne. Die seinerzeit noch selbstverständliche Wahl eines Kinderprinzen auf dem Kirchplatz vor St. Viktor führte zu folgendem Ergebnis: Als Kinderprinz wollten die Jungnarren 1966 Franz-Josef I. Stärk aus Neuenwalde, der sich zum Hofnarrn Helmut Düvel ausgesucht hatte, während seine Adjutanten Helmut Wolf sowie Friedrich Stärk hießen. Damit war die Regentschaft der Dammer Närrinnen und Narren sowie ihres Nachwuchses gesichert.

Den Umzugsweg mussten am Samstag verschiedene Räumfahrzeuge, darunter sogar welche der Bundeswehr, wegen heftigen Schneefalls zunächst freischaufeln, ehe sonntags der noch ausschließlich Kindern vorbehaltene Umzug starten konnte. Dabei stellten insbesondere die Schulgruppen in verschiedenen Themen ihren Bildungshunger unter närrisch-verfremdeten Beweis. Vordere Preise erhielten darüber hinaus die Themen „Bankraub“, „Neuenwalder Prinzessinnen“ und „Indische Tänzerinnen“.


Die Erwachsenen lehnten ihre Ideen und Wagengestaltung an aktuelle Themen an: Da nahmen Gruppen die erste bundesrepublikanische DM-Krise, die Ausgabe der ersten „Volksaktie“ der VEBA, eine recht große Gruppe als „Blechtrommler“ oder „Grass-Köpfe“ den Wahlkampfauftritt des Günter Grass in Cloppenburg, eine nach Südoldenburger Ansicht misslungene „Report“-Sendung, den Starfighter mit „Absturzautomatik“, aber auch den Einbaumfund im Dümmer, das angeblich neue Kemphausener „Klosterbräu“ der Benediktiner und sogar James Bond 007 oder die Beatles aufs Korn.

Insgesamt hatten sich 63 Gruppen angemeldet, darunter 13 Musikkapellen. Das entsprach gegenüber den Vorjahren einer langsamen, aber stetigen Steigerung seit Beginn der 1950er Jahre. Die explosive Entwicklung bis hin zu weit über 200 Teilnehmergruppen setzte allerdings erst 10 Jahre später ein.

   

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Fastnacht vor 25 Jahren:
Glanzvoller Auftakt 1991, doch der Rest entfiel

Ausgerechnet unter dem hoffnungsvoll gewählten Sessionsmotto „Es ist nicht schwer, ein Narr zu sein“ mussten die Dammer Carnevalisten auf wesentliche Teile ihres Carnevals 1991 verzichten. Die Weltpolitik machte ihnen und allen anderen Narrenhochburgen das Leben wahrhaft schwer, zog trotz guten Anfangs einen großen Strich durch die geplanten Veranstaltungen.

Zwar war das Narrendenkmal auf dem Hubertusplatz noch nicht errichtet und keine Ehrennarren-Auszeichnung stand zur Verleihung an, doch ging der Elferrat mit der üblichen Prinzenbildaufhängung im Blechhotel, an dem erstmals auch die Hofstaat-Damen teilnehmen durften, recht optimistisch in die 377. Session hinein. Die erste Galasitzung im Saale Pröbsting zeigte allerfeinste Büttenredner, teils neu wie Frank Hörnschemeyer und Konny Meyer, teils bewährt wie Willy Enneking/Hans Mähler, Hans-Georg Alten, Benno Goda, Heiko Bertelt, Josef Koch, Gerd Nyhuis/Günter Vormoor, Markus Enneking/Wolfgang Friemerding. Dazu kamen bereits zwei Funkentanzgruppen.

Ja, und „ein Prinz, geboren heut’“, so hieß es mit Siegfried I. Hansmeier, der schon mit Hofnarr Albert Rechtien und den Adjutanten Hermann Rusche und Werner Wehming antrat – als habe er gewusst, dass eine zweite Galasitzung zu deren Vorstellung nicht stattfände. Am Sonntag darauf proklamierte Kindervater Hans Vieth zudem mit Thorsten I. Burdiek einen Kinderprinzen auf dem Kirchplatz vor St. Viktor, den Hofnarr Martin Buck sowie die Adjutanten Henrick Buck und Christian Bohne begleiteten. Alles schien einen vielversprechenden Lauf zu nehmen.

Doch in der Folgewoche überfiel der Irak das Emirat Kuwait und der Golfkrieg begann. Die Medien entwickelten ein furchterregendes Szenario, weil zu befürchten stand, dass dort viele Ölquellen in Brand gesteckt würden. Das hätte weltweit katastrophale Folgen mit einer Verdunkelung der Atmosphäre und einer riesigen Ölpest nach sich gezogen. Überall tagten die Verantwortlichen in den Narrenhochburgen und sagten alle weiteren Feierlichkeiten ab. Der Elferrat der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 wartete zwar noch einige Tage ab, weil ein kurzer Kriegsverlauf prognostiziert wurde. Doch war schließlich klar, dass Damme nicht als einziger deutscher Ort weiterfeiern und Umzüge veranstalten konnte.

Nun gelang es zwar einer multinationalen Streitmacht endgültig bis 27.02., die irakischen Aggressoren zu vertreiben, doch lag der Dammer Rosenmontag 1991 am 4. Februar. Da sich bereits zu diesem Termin abzeichnete, dass sich die befürchtete weltweite Umweltkatastrophe in Grenzen zu halten schien, feierte Damme intern samstags und sonntags in den Dammer Gaststätten sowie offiziell im „Blechhotel“, der damaligen Kanzlei des amtierenden Präsidenten Fritz Enneking sowie in der Hofburg Everding, und zwar alle Tollitäten nebst Hofstaat im Kostüm.

Die Carnevalsgruppe des Prinzen Siegfried erlaubte sich sogar, historisch vorzugreifen und auf dem Hubertusplatz die Attrappe eines „Narrenbrunnens“ zu errichten. Doch erst nach acht Jahren weihte die Carnevalsgesellschaft hier das neue Dammer Wahrzeichen, den Narren auf der Säule, feierlich ein. Auch dies ein Zeichen für das, was als Motto schon 1891 gewählt wurde: „Der Fasching bleibt bestehen bis zum Ende der Welt.“

   

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