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Jubiläen 2009 >> Carneval vor 100 Jahren (1909) >> Carneval vor 75 Jahren (1934) >> Carneval vor 50 Jahren (1959) >> Carneval vor 25 Jahren (1984) Dammer Carneval 1909: Sieben Kutschwagen bilden den Rosenmontagszug ![]() Doch waren die Kutschen-Insassen - übrigens nur Herren - keineswegs kostümiert und hatten sich auch kein Thema für den Umzug oder ihren Wagen ausgedacht, sondern trugen laut Protokoll „schwarzen Anzug, einheitliche Kopfbedeckung, und ![]() Die Fastnachtszeitung von 1909 kündete einige umwälzende Neuerungen an: „Damme strahlt im elektrischen Lichte; die Nacht wird zum Tage. Große Röntgenstrahlenapparate durchleuchten bald ![]() Tatsächlich begann um diese Zeit in Damme die Elektrifizierung der Haushalte und ab 1912 lieferte sogar das nahe Torfwerk in Schwegermoor den selbst erzeugten Strom. Ebenso begann man 1910 im Auftrag des Großherzogs mit den ersten Probebohrungen, die dreißig Jahre später zur Eröffnung des Dammer Eisenerzbergwerkes führten. Hier nahm also die „Redaction“ die Anzeichen der Zeit sehr aufmerksam auf. Diese „Redaction“ bestand aus gestandenen Dammern, die auf einer Sitzung am 6. Januar 1909 gewählt worden war. Es waren die Herren Paul Osterhof, Josef Wiegel, Rudolf Nordhoff, Fritz Börger, Wilh. Clausing, Bernard Leiber, Johannes Vieth, Fritz Mensing. Auf der „Schlußsitzung“ zwei Wochen nach Carneval führte Johannes Vieth im Protokoll 38 Mitglieder namentlich auf. Zudem stellte er die Abrechnung vor. Den Einnahmen von 173,97 Reichsmark standen Ausgaben gegenüber, die zwei Pfennige geringer waren, so dass also das Guthaben der Carnevalsgesellschaft von 60 Mark dezent erhöht wurde.
>> nach oben Dammer Carneval 1934: Nach 14 Jahren endlich wieder ein vielfältiger Umzug ![]() ![]() Nach weiteren vorbereitenden Sitzungen stand der Rosenmontagsumzug für das erste „ordentliche“ Jahr des Wiederbeginns fest: 1) Zugleiter, 2) Herolde, 3) Rüschendorfer Musikkapelle, 4) Motorsturm 4/M64 (Osnabrück), 5) Bielefelder Tiergarten, 6) Jägerwagen, 7) Viehhändlerverband, 8) Jazzkapelle, 9) Hurra, in Afrika ist Kirmes, 10) Prinzenwagen, 11) Vorstandswagen, 12) Wagen der Ehrengäste (Heimatdichterin Elisabeth Reinke, Amtshauptmann Dr. Brandis, Bürgermeister gr. Broermann), 13) Meyers Trommler- und Pfeiferkorps, 14) Bauerschaft Borringhausen, 15) Bauerschaft Osterfeine, 16) Zauberladen, 17) Seeungeheuer, 18) Panoptikum, 19) Dat Gelumpe, 20) Übrige. Das Programm des Tages sah um 10 Uhr die Huldigungsfahrt Sr. Tollität, ab 11 Uhr den Rosenmontagszug, danach den Gänsemarsch durch alle Kneipen und Straßen, am folgenden Dienstag den Abschluss mit dem Jammerkaffee im Erholungsheim vor.
Auch wenn die OV tags darauf nur 10 „sehr originell ausgestattete Wagen“ neben den Reitern und den Musikkapellen für erwähnenswert hielt, so berichtete sie gleichfalls, dass am Sonntag zuvor ein Kinderfestzug den Anfang des Carnevals gemacht habe. Letzteres war eine Neuerung, die fortan noch verstärkte Bemühungen erfahren sollte. Verändert hatten sich natürlich auch die politischen Verhältnisse, und so hatten die Dammer Viehhändler ganz im Sinne der NS-Propaganda - erstmals einen Motivwagen mit antijüdischer Hetze eingebracht, war auch eine uniformierte SA-Kapelle dabei. ![]() Bei der folgenden Generalversammlung am 27.12.1934 zog sich Josef Gausepohl, zu dieser Zeit „Ortspropagandaleiter“ der NSDAP, zurück, sodass Hubert Butke sen. zum Präsidenten gewählt wurde. Der anwesende Amtshauptmann Haskamp, auch Mitglied der Carnevalsgesellschaft, betonte bei dieser Gelegenheit ganz im Sinne der NS-Ideologie, der Dammer Carneval gehöre „zum alten deutschen Brauchtum“. >> nach oben Dammer Carneval 1959: Raumfahrt und allerlei Nettigkeiten ![]() ![]() Der tags vorausgehende Sonntagsumzug hingegen zeigte sich noch im ursprünglichen Sinne als Kinderumzug mit entsprechenden Themen aus der Welt der Märchen, des Liedguts, der Comics oder der seinerzeit modischen Hula-Hoop-Reifen. Als Kindertollität hatte sich nach einem heißen Wahlkampf Hans-Heinrich Friemerding mit seinen Adjutanten Franz Grimme, Martin Koch und dem ![]() Anwesend war auch die eine Woche zuvor gekürte große Tollität Benno I. Leiber mit seinem Hofstaat, den Adjutanten Robert Wellerding, Franz Meyer-Holzgräfe und dem Hofnarrn Willi Mähler. Beide Prinzen gehörten als aktive Reiter dem Dammer Reiterverein an, der natürlich mit einer starken Staffel in den Umzügen vertreten war. Präsident Josef Stromann bescheinigte dem sonntäglichen Kinderumzug „die höchste Wertstufe an Ideenreichtum und kindgerechter Ausstattung“, dem Rosenmontagsumzug hingegen eine „unwahrscheinliche Anziehungskraft, weil doch hier jeder sieht, was man gar nicht für möglich gehalten hätte“.
Eine Premiere gab es auch für Prinz Benno, der über den Rundfunksender NWDR ein Grußwort an alle Hörer zwischen Küste und Wiehengebirge richten durfte. Im Übrigen ließ die Tollität seinen ganzen Charme gegenüber den Damen spielen, um immer wieder das Motto „Seid nett zueinander!“ in die Praxis umzusetzen. Denn Benno Leiber war zu dieser Zeit noch ein begehrter Junggeselle in Damme.
>> nach oben Dammer Carneval 1984: Vierfache Anzahl Umzugsgruppen gegenüber 1959
Was sich da seit den 1970ern vollzogen hatte, war schon eine Art explosive Entwicklung, denn innerhalb von 25 Jahren stieg die Menge der Wagen und Gruppen in den Umzügen der Dammer Carnevalsgesellschaft bis 1984 um das Vervierfache. Thematisch ließ sich kein Schwerpunktthema ausmachen, denn von allem war etwas vertreten: Lokal-, Landes- und Bundespolitisches, Familiengerechtes aus den unterschiedlichsten Medien, umgesetzte Wortspiele und allerlei anschaulich gestaltete Geistesblitze, gemischt mit Standards wie Piraten, Cowboys und Indianern. Selbst das Motto der Session, das „Sparen ja aber nicht auf Kosten der Freude“ hieß, tauchte zwar indirekt bei einigen Gruppen wieder auf, doch widmete sich niemand intensiv diesem Vorschlag. ![]() ![]() ![]() Im Saale Pröbsting hatte es 1984 sogar drei Galasitzungen gegeben. Sieben Büttenreden hielten Rudi Bell („Prolog“, „Reporter“), Josef Koch („Nachtwächter“), Benno Goda („Ein Doofmann“), Hans Mähler mit Willy Enneking („Muck & Trina“), Hans-Georg Alten („Ein hohes Tier“) und Heiko Bertelt („Heiratsvermittler“). Günter Vormoor und Gerd Nyhuis stellten mit dem viel diskutierten „Deutschen Mann“ den neuen Carnevalsschlager vor. Drei Funkengruppen tanzten, dass die altehrwürdige Bühne wackelte. Dazwischen sang man vergnügt alle gängigen Carnevalslieder. Präsident Fritz Enneking ließ sogar „Heil Dir, o Oldenburg!“ anstimmen.
Insgesamt hatte die 370. Session der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 bewiesen, dass man keineswegs mit dem Narrentum gegeizt oder auf Kosten der Freude gespart hatte. >> nach oben |
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